Am 28. Mai fand die vom Stadt-Umland LPV LeipzigGrün, der AG Landwirtschaft beim Grünen Ring Leipzig und der Bio-Regio-Modellregion Leipzig-Westsachsen organisierte Tagesexkursion nach Sachsen-Anhalt, statt. 22 Personen nahmen an dieser Exkursion teil, um Einblicke in verschiedene Projekte und Initiativen im Bereich Naturschutz und Landschaftspflege zu erhalten.
Biofrucht Senst
Der erste Programmpunkt führt unsere Gruppe nach Landsberg zu Biofrucht Senst. Geschäftsführer Axel Senst und seine Mitarbeiterin geben eine Führung über die Anbauflächen, auf denen Kirschen, Birnen und Äpfel angebaut werden. Axel Senst erläutert die zunehmenden Herausforderungen des Obstanbaus unter den veränderten Bedingungen des Klimawandels. Im Gespräch berichtet er, dass der späte Frost im Frühjahr auch vor seinen Kirschen keinen Halt gemacht hat. Der Öko-Landwirt sieht den einzigen Weg in der „Aufrüstung gegen die Natur“, um mit dem Markt mithalten zu können. Um die Erträge zu sichern, setzt Biofrucht Senst zudem auf Schutznetze gegen Hagel und ein Dach über den Kirschbäumen. Auch der Anbau von schorfresistenten Apfelsorten wie beispielsweise Santana, Topas, Natyra und Vinova ist laut Axel Senst ein wichtiger Schritt der Anpassung. Bei einem leckeren Apfel und einer Tasse Kaffee kommen wir anschließend in den Austausch, bei dem noch einmal deutlich wird, dass es im Obstbau vor allem um Anpassungsfähigkeit und Lernbereitschaft geht, um den klimatischen Veränderungen entgegentreten zu können.
WildLand
Unseren nächsten Stopp der Exkursion machen wir bei WildLand in Bernburg, einer Saatgut-Vermehrung für Wildpflanzenmischungen und Stauden, die von Sascha Fritzsch und seiner Frau vor vier Jahren gegründet wurde. Gründer Sascha erklärt uns bei einer Führung über die Anbauflächen, dass das Ausgangssaatgut ausschließlich aus Naturschutzgebieten stammt und jedes Jahr an unterschiedlichen Standorten gesammelt wird, um die genetische Vielfalt zu gewährleisten. Bei dem Rundgang können wir uns mit einigen der Wildpflanzen wie z.B. Wiesen-Bocksbart, Königskerze und Thymian vertraut machen. Währenddessen berichtet Sascha Fritzsch uns von der Schwierigkeit, bei der Ernte das Saatgut von dem Unkraut zu trennen. Er zeigt uns ein umgebautes Laubgebläse, dass er für diesen Arbeitsschritt selbst entwickelt hat und eine effizientere Ernte beitragen ermöglicht. Im Gewächshaus können wir im Anschluss die Saatgutvorzucht beobachten und uns einige der gereinigten Wildpflanzen-Mischungen genauer anschauen. Während unseres Besuchs bei Gut WildLand wurde klar, wie viel Experimentierfreude und Durchhaltevermögen die Saatgutvermehrung erfordert, da es laut Sascha Fritzsch mehrere Jahre dauert, bis erste Gewinne erzielt werden können. Um so deutlicher wird die Leidenschaft für den Schutz funktionierender Ökosysteme, die das Team von WildLand an den Tag legt und damit einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Biodiversität und zum Klimaschutz leistet.
Landschaftspflegeverein Saaletal
Nach einer Mittagspause in der Mensa der Hochschule Sachsen-Anhalt in Bernburg treffen wir uns mit Sandra Mann vom Landschaftspflegeverein Saaletal e.V., die uns über die Forschungsfelder für Saatgut in der Nähe des Campus führt. Dort wird seit über 20 Jahren an Saatgut geforscht. Hier besichtigen wir auch die sogenannten „Lichtäcker“, ehemals Getreideanbauflächen, die nun sich selbst überlassen werden, um die natürliche Vegetationsentwicklung zu beobachten. Sandra Mann berichtet uns innerhalb der Führung von dem Blühstreifen-Programm, das seit 2015 Landwirtinnen dazu anregen soll, 4% ihrer Flächen brach liegen zu lassen. Ergänzend zu dem Programm bietet der Landschaftspflegeverein Biodiversitäts-Beratungen für Landwirtinnen an. Denn Sandra Mann betont, dass bei vielen Landwirtinnen noch nicht das Verständnis angekommen ist, dass die Wildpflanzen Zeit brauchen sich zu etablieren, um schließlich zu einer hohen Artenvielfalt beizutragen. Aus diesem Grund sollen die Blühstreifen sich mindestens 5 Jahre entwickeln dürfen, bevor sie wieder als Ackerfläche genutzt werden. Dabei sollten sie mindestens 5 Meter, idealerweise aber 12 Meter breit sein, um die Biodiversität zu fördern.
Im Anschluss bekommen wir noch einen Einblick in die Praxis und fahren mit Sandra Mann zu Grünflächen im Saaletal, die der Landschaftspflegeverein Saaletal e.V. pachtet und bewirtschaftet. Das vom ELER geförderte Projekt wird von fünf Mitarbeitenden betreut. Hier blühen verschiedene Wildpflanzenmischungen. Auf den Flächen bauen Sandra Mann und ihr Team Luzerne und Getreide für die dort weidenden Tiere – Ziegen, rotes Höhenvieh und Fjordpferde – an und verfolgen damit eine Kreislaufwirtschaft. Ziel der Maßnahmen ist insbesondere der Erhalt und die Förderung des Artenreichtums.
Unsere Tagesexkursion nach Sachsen-Anhalt bot wertvolle Einblicke in die Herausforderungen und Erfolge der Naturschutz- und Landschaftspflegearbeit. Die Projekte zeigen, wie Erfindergeist und Anpassungsfähigkeit, wissenschaftliche Forschung sowie praktisches Engagement zur Erhaltung der Biodiversität beitragen können.
Ein herzliches Dankschön an alle allen Teilnehmenden und insbesondere an Michael Berninger, der die Planung und Reiseleitung dieser spannenden Exkursion übernommen hat.
[Pauline Lange]